Garten der Morgensonne

Agnes Fedl Mittwoch, 19. Februar 2020 von Agnes Fedl

Garten der Morgensonne

Der Tag bricht an. Das Licht der aufgehenden Sonne vergoldet die Landschaft. Barfuß überquere ich den Garten und eile zu meinem Lieblingsplatz, wo auf mich das Lichtspiel wartet. Der Tau ist erfrischend und die ersten Sonnenstrahlen streicheln goldig sanft die Grashalme. Die Natur erwacht.

„Guten Morgen! Ein neuer Tag beginnt.“

Wenn Sie das Glück haben eine ostseitige Mauer in Ihrem Garten zu besitzen, können sie sie mit ein wenig Aufwand und mit passender Bepflanzung in den Ort des „Morgens“ verwandeln. Es ist genug einen ca. 1,5 - 2,00 m breiten Streifen gerade oder geschwungen umzustechen, die Grasnarben zu entfernen und die Erde gleich zu rechen. Wenn Sie fertigen Gartenkompost haben, breiten Sie ihn gleichmäßig aus und vermischen Sie ihn mit dem Untergrund, ansonsten mischen Sie die im Handel erhältliche Gärtnererde bei. Untermengen Sie während der Pflanzung den Kompost oder die Erde auch in den Pflanzenlöchern.

Nun nehmen Sie sich Zeit und wählen Ihre Pflanzen aus!

Für die Begrünung einer ostseitigen Mauer sind die Waldrebenarten und -Sorten ideal. Nach meiner Erfahrung wachsen sie nirgendwo so üppig und unkompliziert wie hier. Sie mögen helle Plätze, jedoch ist die heiße Südseite nicht ideal. Der untere Pflanzenteil muss es nämlich kühl und schattig haben. Die üppige Vorpflanzung mit großblättrigen Pflanzen, wie Bergenien (Bergenia cordiflora) oder Funkien (Hosta sp.) bietet hier dann den notwendigen Schutz. Die Auswahl an verschiedenen Clematisarten und Sorten ist groß. Man kann diese so zusammenstellen, dass man von Mai bis Oktober eine blühende Mauer hat.

Besonders üppig und früh blühen einige Wildformen, wie die einheimische Alpenwaldrebe mit blauen Blüten (Clematis alpina), die weißblühende Duftwaldrebe (Clematis maximowicziana), die starkwüchsige Bergwaldrebe und ihre Sorten (Clematis montana). Spätblüher sind die Goldwaldrebe mit hübschen gelben glöckchenähnlich hängenden Blüten (Clematis tibetana tangutica), die gewöhnliche Waldrebe, eine Charakterpflanze der Auwälder (Clematis vitalba) und die italienische Waldrebe mit je nach Sorte rosa oder violett farbigen Blüten (Clematis viticella).

Die Vielfalt der Blütenfarben und Blütenformen der großblumigen Gartenhybriden verleitet viele Gartenliebhaber zur Sammelleidenschaft. Wählen Sie die Sorten nach ihrer Freude über die Farbe aus: von weiß über rosarot, rot bis hin zu den verschiedenen blauen und lila Tönen gibt es sie zur Auswahl.

Sie können sie zwischen den Waldreben und den wintergrünen Efeu (Hedera helix) setzen. Besonders schön wirken in einem ostseitigen Garten die weiß-grün oder gelbgrünblättrigen Sorten.

Im Gegensatz zu südseitigen Pflanzungen sollten hier im Vordergrund eher helle, gedämpfte Pastelltöne und Weiß dominieren. Durch die aufgehende Sonne wirken diese Farben in der Früh intensiv und klar. Zu Mittag und am Nachmittag leuchten dann die hellen Farben im Schatten hervor. Schöne Farbkombinationen sind zum Beispiel dunkler Hintergrund mit Efeu und mit blauer und violetter Clematis, welche durch eine weiße oder hellgelbe Strauchrose aufgehellt wird. Als niedrige Vorpflanzung könnten Sie verschiedene Arten und Sorten von blaublühenden Storchschnabeln (zum Beispiel Geranium x magnificum und/oder Geranium ‚Johnson´s Blue) setzen. Eine schöne Ergänzung ist der Frauenmantel (Alchemilla mollis), der auch als geschwungene Beeteinfassung großflächig gesetzt werden kann. Er ist meine No.1 unter den Stauden: er verträgt schottrige bis lehmige Böden, mäßige Trockenheit und Feuchtigkeit. Er ist immer üppig und durch die flauschigen Blätter und grüngelben Blüten wirkt er in großen Flächen wie ein hellgrüner weicher Teppich. Sehr schön ist er vor mittelgrün- oder sattgrünblättrigen Pflanzen. So ist er eine herrliche Ergänzung zu den formgeschnittenen Buchsbäumen. Er passt besonders gut in den Garten der Morgensonne, weil die Tautropfen sich in der Blattmitte und am Blatthals in großen Perlen sammeln und sich am Blattrand die kleinen Tauperlen aneinanderreihen. In der Früh ist jedes einzelne Blatt wie ein Schmuckstück durch diese Tropfen besetzt. Ein wunderschöner Morgengruß der Schöpfung.

Die durch Frauenmantel eingefasste Struktur kann man mit unzähligen Stauden in ähnlichen und ergänzenden Tönen wie die Clematis und Strauchrose ergänzen. Wunderschön sind auch die verschiedenen Schwertliliensorten (Iris germanica). Die großen Blütenblätter werden durch die aufgehende Sonne herrlich durchleuchtet. Diesen Effekt kann man nur in der Früh durch den niedrigen Lichteinfall beobachten. Allgemein werden alle Pflanzen bei der Morgensonne anders wirken. Die Schwertlilien sind durch ihre einzelnstehenden Blüten auf langen Stielen so besonders auffallend wundervoll. Es gibt auch Gräser, dessen Ähren durch die tiefe Sonneneinstrahlung selbst wie helle Lichter wirken, wie die verschiedenen Sorten des Chinaschilfes ( zum Beispiel Miscanthus sin. ‚Morning Light’). Probieren Sie einige andere Sorten auch aus!

Zart federartige Blütenstände wirken hier vor allem zu dieser Tageszeit auch sehr zauberhaft, wie die Großstaude Waldgeißbart (Aruncus dioicus), die weißblühenden Sorten der Astilben (Astilbe arendsii ‚Brautschleier’) oder das Feuchtigkeit liebende Mädesüß (Filipendula ulmaria). Mittelhohe Gehölze mit locker zusammengesetzten weißen Blütentrauben sind die Rispenhortensien (Hydrangea paniculata ‚Kyushu’ oder ‚ Tarvida’).

Wenn Sie schon in der Früh alle Sinnesorgane sensibilisieren möchten, ergänzen Sie die Pflanzung auch mit Duftpflanzen. Setzen Sie zu den Schwertlilien auch Pfingstrosen (Paeonia officinalis und Paeonia suffruticosa) in allen Variationen und Pastelltönen. Eine passende Abschlusspflanze wäre der gleichzeitig blühende große Duftschneeball (Viburnum carlcephalum).

Das Beet ist ein warmer Platz im Frühjahr und es wird im Sommer nicht zu heiß. So könnten hier die duftenden Frühblüher besonders gut gedeihen: Setzen Sie eine duftende Sorte der Zaubernuss (Hamamelis x intermedia ‚Feuerzauber’ oder ‚Primavera’) oder die Scheinhasel (Corylopsis spicata) als zweiten Abschluss und mischen Sie ausgiebig gut verrotteten Gartenkompost in die Pflanzengrube. Sie bevorzugen saure Böden. Es kommt bald die Zeit, wenn Sie dann das Beet mit Narzissenzwiebel voll setzen können. Setzen Sie die Sorten in Gruppen.

Sie werden sehen, es werden die freudigsten und schönsten Morgen sein, wenn Sie in den ersten Frühlingstagen Ihren Rundgang machen und in dieser geschützten Lage die ersten Blüten entdecken werden.

Jeder Tag ist ein schöner Tag!

Text und Illustration:

DI Dr. Agnes Fedl

Garten- und Landschaftsarchitektin

www.gartenplanung-fedl.at

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite für Sie möglichst benutzerfreundlich zu gestalten.

Wenn Sie fortfahren, nehmen wir an, dass Sie mit der Verwendung von Cookies auf unserer Webseite einverstanden sind.

Weitere Informationen: Datenschutzerklärung/Cookie-Richtlinie